Platon
![]() |
Achtung: Dieser Artikel bedarf einer Überarbeitung. Eine inhaltliche Begründung befindet sich auf der Diskussionsseite. Wenn du Lust hast, verbessere den Artikel und entferne anschließend diesen Baustein. |
Platon (griechisch Πλάτων; lateinisiert Plato; eigentlich Aristokles, griechisch Αριστοκλής) war ein griechischer Philosoph und lebte in Athen von 428/427 v. Chr. bis 348/347 v. Chr. Er stammte aus einer der ältesten Familien Athens und war ein Schüler des Sokrates und Lehrer des Aristoteles. In seinen Dialogen verwendet Platon oft Sokrates als literarische Figur. Dies ist die hauptsächliche Quelle für die Philosophie des Sokrates, der selbst keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen hat. Jedoch ist die Grenzlinie zwischen Platons eigener Philosophie und der des Sokrates schwer zu ziehen. Platon gründete 387 v. Chr. vor den Toren Athens die Akademie, eine nach dem Helden Akademos benannte Gelehrtenschule, die erst 529 von Kaiser Justinian I. aufgelöst wurde.
Inhaltsverzeichnis |
Philosophische Themen und Positionen
Grundlegendes zur Ideenlehre
Platon entwickelte die Ideenlehre, nach der die sinnlich wahrnehmbare Welt einer unsichtbaren Welt der Ideen nachgeordnet ist. Von der "Ideenlehre" zu sprechen ist in zwei Hinsichten missverständlich. Erstens formuliert Platon in seiner Philosophie keine einheitliche Lehre. So werden etwa Elemente, die in früheren Dialogen Teil einer solchen Systematik zu sein scheinen, in späteren Dialogen kritisiert, wenn nicht gar verworfen. Zweitens findet sich in Platons Philosophie für diese Entitäten - wie in vielen anderen Fällen - keine einheitliche Terminologie. So nennt er häufig die 'Idee des Schönen' 'das Schöne selbst'. Diese Ideen weisen folgende Merkmale auf: Sie sind
- ontologisch höherrangig d.h. in höherem Maße seiend sind als die sinnlich wahrnehmbaren Einzelgegenstände;
- unvergänglich;
- unveränderlich;
- Ursache dafür, dass f F ist.
Ontologisch höherrangig meint, dass die Ideen in höherem Maße seiend, wirklich sind als die sinnlich wahrnehmbaren Einzelgegenstände. Ursache sein meint, dass etwa das Schöne (Gerechte, Gleiche, etc.) selbst Ursache dafür ist, dass die einzelnen Dinge, die schön (gerecht, gleich, etc.) sind, genau dies sind. Eine Rose ist etwa deshalb schön, weil sie an der Idee des Schönen teilhat. Die Teilhabe (methêxes) bezeichnet neben dem Verhältnis der Einzelgegenstände zu den Ideen auch das Verhältnis unseres Erkenntnisvermögens zu den Ideen sowie das Verhältnis einiger Ideen untereinander.
Ideen und Erkenntnis
Wissen ist für Platon nicht Abstraktion gewonnen aus Erfahrung und Überlegung, wie sein Schüler Aristoteles behauptet. Vielmehr ist etwa das zwei Gegenstände oder zwei Zahlensummen gleich groß sind nur dadurch möglich, dass wir an den Idee des Gleichen teilhaben. In einigen Dialogen scheint Platon zudem die Position zu vertreten, dass einiges Wissen in unserer Seele davon abhängig ist, dass wir ein vorgeburtliches Wissen besitzen, an das wir uns erinnern (Anamnesis).
Die Idee des Guten
Die Ideen untereinander haben insofern teil aneinander, als einige Ideen anderen Ideen übergeordnet sind. Die höchste Idee ist - der Politeia zufolge - die Idee des Guten. Diese Idee des Guten zu erkennen oder auch zu schauen ist das Ziel der Ausbildung des Philosophen in der Politeia und Voraussetzung dafür Philosophenherrscher zu werden.
'Wissen(schaft) ist nur als Einheit möglich.'
Die Thesen (a), dass die besten Herrscher die Philosophen sind und (b) dass die Philosophen in der Idee des Guten das höchste Wissen erlangt haben, sind charakteristisch für folgende zentrale Ansicht Platons: (c) 'Wissen bzw. Wissenschaft (epistêmê) ist nur als Einheit möglich.' Diese Position besagt, dass es keine Einzelwissenschaften geben kann (etwa die Politik, die Astronomie, die Mathematik, etc.), die von einander verschiedene erste Prinzipen besitzen. (In dieser Ansicht wird Aristoteles Platon widersprechen.) Folgerichtig sind die verschiedenen Bereiche der Philosophie Platons miteinander verbunden. So sind Erkenntnis- und Seinslehre (Ontologie) verbunden mit einem Menschenbild (Anthropologie), das allein aus der Liebe, dem Eros zum Guten aus edler Menschlichkeit, der Kalokagathia, die lebensnotwendige und erkenntnisstiftende Dynamik erhält. Nicht unwesentlich für Platon ist auch das Komplement des dynamischen Eros, das beständig freundliche Gefühl der Philia, das unverzichtbare irrationale Element einer stabilen Ganzheit (Einzelseele, persönliche Freundschaft, Staat, Kosmos).
Philosophische Methode: Dialektik
Der Begriff "Dialektik" ist eine Schöpfung Platons. In Platons frühen Philosophie bezeichnet er einfach eine bestimmte Form der Gesprächsführung, bekannt als sokratischen Dialog: Zwei Partner unterhalten sich über einen Gegenstand. Ausgangspunkt ist die Definition des Sprechers A. Mit der Grundlage dieser Definition fragt B A aus. Die Zuteilung der Rollen ist dabei zwingend. Der Definitionsgeber A darf nur antworten; nur der Frager B darf fragen stellen. In der späterern Philosophie Platons scheint Dialektik auch die Methode der Philosophie überhaupt zu bezeichnen mit der man, in einem sehr langwierigen Prozess, Wissen von den Ideen und schließlich von der Idee des Guten erlangen kann.
Rezeption
Platon ist es so gelungen, eine auf der Aktivität und Struktur des menschlichen Geistes gründende Erkenntnistheorie darzulegen, die nach ihm von Augustinus von Hippo weiterentwickelt und in dieser Höhe auch vom rationalen Idealismus späterer Jahrhunderte nicht übertroffen worden ist. Da praktisch alle Themen, die in der Philosophiegeschichte eine Rolle spielen, bereits bei Platon zu finden sind (auch wenn die Antworten der späteren Philosophen sich von denen Platons oft stark unterscheiden), bemerkte Alfred North Whitehead einmal pointiert, dass alle späteren Entwürfe der europäischen Philosophie im Grunde nur Fußnoten zu Platon seien.
Staatsaufbau
Platon baut den idealen Staat analog zur Seele des Menschen auf. Drei Stände entsprechen drei Seelenteilen: Die Philosophen (Regenten) entsprechen der Vernunft, die Wächter (Verteidigung nach außen und innen) stehen dem Mut gegenüber und der dritte Stand (Bauern und Handwerker) ist das Spiegelbild der Triebe. Ein Mensch ist dann glücklich, wenn seine drei Seelenteile im Gleichgewicht und miteinander befreundet sind, ein Staat dann gerecht, wenn die drei Stände im Einklang leben. Am Rande seiner Philosophie vom besten Staat erwähnt Platon auch die Insel Atlantis.
Werke
- Prozess und Tod des Sokrates
- Sophistendialoge
- Protagoras Wie kann man Tugend lehren?
- Ion Wissen und Fähigkeiten eines Rhapsoden (eine Art Vortragskünstler).
- Hippias Maior Das Wissen des Hippias um schöne, edle Menschlichkeit.
- Hippias Minor Das Wissen des Hippias um Tugend.
- Euthydemus Über die Weisheit des Sokrates und die der Sophisten und die Macht der Rhetorik.
- Personen- bzw. themenbezogene, begriffsklärende Gespräche
- Laches Wodurch Söhne recht tüchtige Männer werden können.
- Charmides Besonnenheit und Erkenntnis des Guten.
- Euthyphron Über das Wesen der Frömmigkeit. (siehe auch: Euthyphron-Dilemma)
- Lysis Über Freundschaft und Liebe.
- Theages Klärung eines Berufswunsches.
- Alkibiades I Wie und wodurch wird Alkibiades ein guter Staatsmann?
- Alkibiades II Über den Sinn des Betens.
- Amatores Über die Philosophie.
- Politeia I Über die Gerechtigkeit und deren Nutzen.
- Gorgias Nicht Rhetorik, sondern Philosophie lehrt Tugend.
- Kratylos Über die Bedeutung der Sprache.
- Menexenos Sokrates hält eine Rede an die Gefallenen.
- Ideendialoge
- Symposion Über die Liebe und Sokrates.
- Menon Über Tugend und deren Lehrbarkeit.
- Politeia Über das Wesen der Gerechtigkeit und den gerechten Staat.
- Phaidros Über das Wesen der Seele und über die Liebe.
- Timaios Kosmologische und naturwissenschaftliche Betrachtungen
- Kritias Ur-Athen gegen Atlantis
- Nomoi Über die Gesetze.
- Ideenkritische Dialoge
- Parmenides Über das Sein der Ideen.
- Theaitetos Über vier aporetisch endende Definitionen von Wissen.
- Sophistes Zum Wesen des Sophisten und des Philosophen/ Begründung einer Partizipationsmetaphysik.
- Politikos Staatskunst und Regierungsformen.
- Philebos Über das Gute und wie es zu erreichen ist.
Anm.: Die Aufteilung der Werke in diese Gruppen ist nicht von Platon selbst.
Werkausgaben und Übersetzungen
Friedrich Schleiermacher schuf 1804-1810 eine Übersetzung der Platondialoge. An dieser sind insbesondere die Einleitungen zu den Dialogen, aber auch die sprachliche Qualität hervorzuheben.
Platons sämtlichen Werke sind 1994 auf deutsch bei Rowohlt in einer Paperbackausgabe erschienen. Titel: Platon: Sämtliche Werke. Band I-IV. Hamburg 1994. Die einzelnen Schriften darin werden im Vorspann mit den im Text wieder auftauchenden Überschriften als Inhaltsverzeichnis eingeleitet. Übersetzung nach Schleiermacher. Die Ausgabe enthält kein Register.
- Platon: Apologie des Sokrates, Kriton, Ion, Hippias II, Theages, Alkibiades I,Laches, Charmides, Euthyphron, Protagoras, Gorgias, Menon, Hippias I, Euthydemos, Menexemos. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994 ISBN 3-49-955561-1
- Platon: Lysis, Symposion, Phaidon, Kleitophon, Politeia, Phaidros. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994 ISBN 3-49-955562-X
- Platon: Kratylos, Parmenides, Theaitetos, Sophistes, Politikos, Philebos, Briefe. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994 ISBN 3-49-955563-8
- Platon: Timaios, Kritias, Minos, Nomoi. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994 ISBN 3-49-955564-6
Eine griechisch-deutsche Taschenbuch-Gesamtausgabe in zehn Bänden hat 1991 der Insel-Verlag herausgegeben. Titel: Platon: Sämtliche Werke. Band I-X. Frankfurt a. M. und Leipzig 1991. Auch hier wurde überwiegend auf Schleiermachers Übersetzungen zurückgegriffen, aber auch auf einige andere Übersetzer weniger bekannter Schriften.
Die Werke Platons werden im Allgemeinen nach der sogenannten Stephanusbezifferung zitiert. Dies geht zurück auf die Werkausgabe von Henricus Stephanus, Platonis opera quae extant omnia in 3 Bänden, Paris 1578, auch als Edicio Princeps bekannt. Die Stephanusziffern geben die Seiten- und Abschnittszahl des Zitats an, so verweist zum Beispiel Politeia 514a auf das Höhlengleichnis (Beginn des 7. Kapitels der Politeia). Die Authentizität einiger Werke der Stephanusausgabe wird heute angezweifelt, dazu zählen unter anderem die 13 Briefe und die Dialoge Alkibiades, Theages und Minos.
Literatur
Es gibt eine Fülle von Literatur zu Platon. Eine brauchbare Übersicht hierzu liefert: Görgemanns.
- Herwig Görgemanns: Platon. Heidelberger Studienhefte zur Altertumswissenschaft. Heidelberg 1994, ISBN 3-82-530203-2. (Bibliographisches, Informationen zur Quellenlage, Biographie, philosophiegeschichtl. u. liter. Übersicht über den Inhalt d. meisten Werke.)
Einführungen:
- Thomas A. Szlezak: Platon lesen. Stuttgart-Bad Cannstatt 1993. (Führt v.a. die Funktion Dialogs aus; favorisiert dabei die Ungeschriebene Lehre.)
- Barbara Zehnpfenning: Platon zur Einführung, Hamburg 1997.
- Michael Bordt: Platon, Freiburg 1999.
Zur Philosophie Platons:
- Franz von Kutschera: Platons Philosophie, Paderborn 2002. 3 Bde. (Bd.1: frühe, Bd.2 mittl. u. Bd. 3 späte Werke). (Stellt kurz dar und interpretiert jede(!) platon. Schrift und stellt sie in den Kontext des Gesamtwerks. Zudem enthält Bd. 3 allg. Kapitel über Ungeschriebene Lehre, Ideenlehre, Dialektik, und Staatsphilosophie.)
Lexika/Wörterbücher:
- Christoph Horn und Christof Rapp: Wörterbuch der antiken Philosophie. München 2002.
Staatsphilosophie:
- Henning Ottmann: Geschichte des politischen Denkens. Bd. 1, 2. Hälfte, Stuttgart 2001.
Siehe auch: Griechische Philosophie, Platonischer Körper, Platonische Liebe, Höhlengleichnis, Universalienproblem, Atlantis, Gesellschaft für antike Philosophie
Weblinks
- Volltexte im Projekt Gutenberg-DE
- Leben und Philosophie bei philolex.de
- Platon Lebenslauf und Grundideen
- Platon in der Stanford Encyclopedia of Philosophy (englisch)
- International Plato Society (englisch)
- Journal of the International Plato Society (englisch)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Platon |
ALTERNATIVNAMEN | Plato, Aristokles |
KURZBESCHREIBUNG | griechischer Philosoph |
GEBURTSDATUM | 428/427 v. Chr. |
GEBURTSORT | |
STERBEDATUM | 348/347 v. Chr. |
STERBEORT |
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Platon aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |