Bürgerliches Trauerspiel

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Das bürgerliche Trauerspiel ist ein Drama, dessen Tragik sich nicht mehr in Schicksalen aus der Welt des Adels, sondern des Bürgertums entfaltet.

Es geht um den Kampf gegen die Unterdrückung durch den Adel, Konflikte innerhalb des eigenen Standes oder die Kritik der entstehenden Arbeiterklasse an der bürgerlichen Wertordnung. Die Entstehung des bürgerlichen Trauerspiels ist damit eine Folge der Emanzipationsbewegung des Bürgertums. Zugleich relativiert es die bis zum 18. Jahrhundert geltende Ständeklausel. Danach ist die Tragödie allein Medium zur Darstellung der Schicksale des höheren Standes. Der Bürger könne dagegen, da ihm die Fähigkeit zum tragischen Erleben fehle, nur in der Komödie als Hauptfigur auftreten. Die in der Tragödie bisher übliche Versform ersetzt das bürgerliche Trauerspiel durch Prosa.

Von meisten Literaturhistorikern wird Lessings Stück Miss Sara Sampson als das erste bürgerliche Trauerspiel der deutschen Literatur betrachtet, trotz der Anmerkung Daunichts, dass Martinis Drama (Christian Leberecht Martini: Rhynsolt und Sapphira) etwas vor Miss Sara Samson entstand. Der Konflikt zwischen Bürgertum und Adelswillkür erscheint erstmals in Lessings Emilia Galotti (1772) und findet in Schillers Kabale und Liebe (1783) die sprachlich und dramatisch geschlossenste Ausformung.

Mit Friedrich Hebbels Maria Magdalena (1844) richtet sich der Fokus auf kleinbürgerliche Moralvorstellungen und pedantische Sittenstrenge mit den daraus resultierenden Konflikten innerhalb des Standes. :)

Die naturalistischen Dramen von Gerhart Hauptmann oder Henrik Ibsen offenbaren dagegen die Lebenslügen selbstzufriedener Bürger und formulieren Forderungen der Arbeiterklasse an das Bürgertum.

Literatur

R. Daunicht: Die Entstehung des bürgerlichen Trauerspiels in Deutschland, Berlin 1965.
P. Szondi: Die Theorie des bürgerlichen Trauerspiels im 18. Jahrhundert, Frankfurt/M. 1973.

Weblinks

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